Project Description

Das Theater im Palais ist ein etwa 200m² großer, annähernd rechteckiger, adaptierter Theaterraum, ein ehemaliger Marstall, dessen Wände aus akustischen Gründen heute mit Klinkern belegt sind.
Aus der Grundstimmung dieses Raumes -Klinker, Rundbögen- habe ich ein größtmögliches Gefühl von Weite und Ziellosigkeit hergestellt – im Rahmen einer nicht mehr Leben stiftenden Seenlandschaft: Lancelots Lebensbeginn & Ausklang.
Alle beteiligten Gruppen – Zuschauer, Darsteller, Musiker – befinden sich in diesem Raum, auf gleichem Niveau; die Zuschauer sind in ein bis drei Reihen mehr oder weniger an die Wände verbannt, der Klangkörper hat sich über eine Raumecke etwas ausgeweitet, Lancelot sinniert über sein Leben, während die anderen Darsteller – Bilder seiner Erinnerung- durch den Raum zu schweben scheinen und – wieder verschwunden sind.
Da zu Beginn der Arbeit die Musik, außer in Form der Partitur, noch nicht bekannt war, konnte ich mich nur auf die Uraufführung einiger Auszüge (dieser Oper) stützen: sie vermittelten mir den Eindruck einer fragilen Klangwelt, die einerseits viel Raum braucht und darüber hinaus die Entgegnung zu greller Bilder nicht verträgt.
Der ursprüngliche Wunsch des Komponisten, die sich wechselnden kammermusikalischen Formationen im Raum zu integrieren, konnte nicht annähernd umgesetzt werden: aus rhythmischen und intonationstechnischen Gründen war für die Sänger eine direkte Nähe zu einem aus denselben Gründen in sich geschlossenen Klankörper notwendig, sodaß die einzige sinnvolle Lösung die Aufspaltung der Rollen in Sänger- und Darstellerpartien schien.

Komposition: Burkhard Friedrich
Regie: Christian Pöppelreiter
Bühne & Kostüm: Katrin Gerheuser
Haus: Theater im Palais
Premiere (UA): 19.11.2003
Steirischer Herbst

 

 

 

 

 

lance_skizze

KRITIKEN / AUSZÜGE

Der in Hamburg lebende , 1962 geborene Komponist Burkhard Friedrich folgt mit „Lancelots Spiegel“ dem Schema des analytischen Dramas,…dass das reflektierende und nacherlebende Ich in einen Sänger (…) aufgespalten wird, bedeutet einen Zuwachs an Intensität. … Es ist ein ruhiges, packendes Werk, das durch die ungewöhnliche, gelungene Bühnengestaltung von Katrin Gerheuser adäquat in Szene gesetzt wurde.
„Das Opernglas“ 1/04

Die Uraufführung von Burkhard Friedrichs „Lancelots Spiegel“ im TIP war Höhepunkt des heurigen Johann-Joseph-Fuxwettbewerbs des Landes. Der 40-jährige Komponist erschuf eine mysteriöse Welt des Erinnerns und der Selbst-Suche, von den KUG-Kräften vorbildlich in Bühnenrealität umgesetzt.
… Auffallend gelungen Katrin Gerheusers Bühnenbild, eine Ödnis mit angedeutetem See, in der sich Ritter Lancelot verzweifelnd auf die Suche nach seiner Identität begibt. Die Darsteller haben Sprechrollen, der Gesang ist einem beim Orchester platzierten Quartett überlassen. Christian Pöppelreiter gelang eine atmosphärische, vieldeutige Inszenierung, die die seltsam mysteriöse und doch strukturierte Tonsprache Friedrichs gut ergänzte….
„Kronenzeitung“ 11/2003